Lebensräume
Lebensraum Steinkobel
„Stoankobl“ sind kleine Feldgehölze mit großen Granitblöcken und Lesesteinen aus dem umgebenden Offenland. Laubbäume wie Birke, Eiche, Ahorn und Hasel dominieren, aber auch Wacholder, Schwarzdorn und Eberesche kommen vor. Diese Gehölzinseln sind nicht nur eine ästhetische Bereicherung fürs Landschaftsbild, sondern wichtige Biotopverbundelemente und Rückzugsraum für Wildtiere. Im Randbereich zeigen magere Wiesenstreifen den Übergang zu den angrenzenden Wiesen und Feldern an. Hier herrscht eine große Artenvielfalt an Pflanzen und Insekten.
Lebensraum Blockheide (Pammerhöhe)
Die Pammerhöhe ist ein mit Granitblöcken übersäter trockener Hügel mit Heidelandschaftscharakter. Dieser alte Landschaftstyp ist kleinräumig erhalten geblieben, durch die Wertschätzung der Besitzer. Pflanzen, die hier überleben wollen, müssen mit wenigen Nährstoffen und den extremen Lebensbedingungen zurechtkommen. Trockenzeiger wie Heidekraut, Deutscher Ginster und Rentierflechte schaffen das. Auch seltene Insektenarten wie die rotflügelige Schnarrschrecke kommen vor. Landschaftsprägend ist der Wacholder, ein säulenförmig aufrechter Strauch, den die Heidelerche gerne als Sitzwarte nutzt.
Lebensraum Schluchtwald
An den Steilhängen zur Naarn finden sich noch Reste von feucht-schattigem Laubwald, mit Eschen und Ahorn. Hier wachsen verschiedene Farne und Pflanzen, die Schatten gut vertragen, wie das Silberblatt. Die feuchte Luft fördert das Wachstum der Moose und Flechten am Waldboden und auf den Felsblöcken. An Regentagen kann im März/April der Feuersalamander beobachtet werden, der zum Laichgewässer wandert. Viele Tiere nutzen die unzähligen Felsburgen als Versteck und Brutplatz, darunter auch der Uhu.
Lebensraum Naarn
Ab dem Zusammenfluss der großen und kleinen Naarn zwischen Pierbach und Bad Zell ist die Naarn der größte Fluss im Naturpark. Bis Perg von steilen unzugänglichen Hängen umgeben mündet sie bei Mitterkirchen in die Donau. Das kalte, nährstoffarme Wasser war noch zu Großelterns Zeiten voll mit schwarzen Muschelbänken. Heute ist die Flussperlmuschel am Aussterben und wird durch ein eigenes Schutzprojekt (http://flussperlmuschel.at) erhalten. Da viele Fischarten in diesem Bereich der Naarn wegen der vielen Querbauwerke nicht wandern können und zudem die E-wirtschaftliche Nutzung wenig Restwasser durchlässt ist der Fischreichtum dürftig. Häufiger sieht man die Wasseramsel, den einzigen Singvogel, der seine Beute aus dem Wasser taucht oder die grüne Keiljungfer, eine Libelle, deren Larven 3 Jahre im Wasser leben.
Lebensraum Magerwiese
Die Böden auf Granit sind sehr nährstoffarm (=mager). Magerwiesen sind ungedüngte Wiesen, auf denen niedrige Gräser und viele bunte Kräuter wachsen. 80 bis 100 verschiedene Pflanzenarten können Botaniker in einer Magerwiese finden. Typische Pflanzenarten im Naturpark: Heidenelke, Kleines Habichtskraut, wilder Thymian (=Quendel), rundblättrige Glockenblume, kleine Bibernelle, Silberdistel, echtes Johanniskraut, Pechnelke und Kreuzblümchen. Nicht nur Menschen lieben bunte Blumenwiesen, auch Schmetterlinge sind auf spezielle Nahrungspflanzen angewiesen. Die Raupe des Schwalbenschwanzes braucht für ihre Entwicklung wilde Möhren oder Bibernellen.
Lebensraum Feuchtwiese
In Muldenlagen und entlang von Gräben und Bächen, finden sich vereinzelt noch kleine nährstoffarme Feuchtwiesenreste im Naturpark. Da in den 60iger/70iger Jahren ein Großteil der Feuchtwiesen im Mühlviertel trocken gelegt wurde, ist der Erhalt dieser letzten oft kleinflächigen Reste sehr wichtig.
Im Frühling, wenn die umgebenden Fettwiesen bereits grün sind, erscheinen die sauren Feuchtwiesen und Kleinseggenrasen noch braun, weil ihre Entwicklung später einsetzt. Als erste Blüten zeigen sich Sumpfveilchen, Buschwindröschen und Sumpfdotterblumen.
Später dann die roten Kuckuckslichtnelken und der rosa Schlangenknöterich. Erst Ende Mai in den Niedermoorartigen Bereichen Knabenkräuter, Fieberklee und Wollgras.
Im Hochsommer dominieren Mädesüß, Gilbweiderich, Engelwurz und Sumpfkratzdistel die etwas nährstoffreicheren Bereiche. Neben Torfmoosen sind Sauergräser, wie die Braun-Segge oder Hirse-Segge typisch. Seggen erkennt man an ihrem dreikantigen Stengel. Eine absolute Rarität und vom Aussterben bedroht ist die Davall-Segge mit ihren sternartigen Fruchtständen. (Quelle: Broschüre „Steinriesen & Magerwiesen“, 2022; Vegetationskartierungen)
Geologie im Naturpark
Kräfte im Erdinneren lassen Kontinente zerbrechen, ihre Zwischenräume zu Ozeanen werden und durch das Aufeinandertreffen von Kontinentalplatten Gebirge entstehen. So haben sie den „Grundstein“ für die landschaftlichen Eigenheiten des ältesten Landschaftsteiles Oberösterreichs – des Mühlviertels – gelegt. Es gehört zum sehr
alten kristallinen Grundgebirge, dem Böhmischen Massiv. Nach seiner Auffaltung bis vor 250 Mio. Jahren war es ein mächtiges Gebirge. Wind, Wasser, Eis, Hitze, Kälte und die Wurzeln von Pflanzen zerlegten dieses harte Gestein in kleine Bestandteile oder lösten es vollständig auf. Durch diese Verwitterungsvorgänge wurde das einstige Gebirge im Laufe der Zeit eingeebnet bzw. abgetragen. Die Steine an der Oberfläche sind das Innere dieses alten Massivs, dessen Verwitterungsrest bis heute die hügelige Landschaft des Mühlviertels formt. Die Alpen sind dagegen ein noch sehr junges Gebirge, das erst vor 90 Mio. Jahren aufgefaltet wurde. Hier im Naturpark findet man den Weinsberger Granit, der mit 350 Mio. Jahren als der älteste Granit gilt. Entstanden ist er durch langsames Erstarren von flüssigem Magma unter der Erdoberfläche.
Die Gesteine der Kalkalpen wiederum sind unter Druck aus den Ablagerungen eines tropischen Meeres entstanden, deshalb sind dort häufig in Kalkstein eingeschlossene Fossilien zu finden. Wegen seiner grobkörnigen, ungeschichteten Struktur ist der Weinsberger Granit gut geeignet für die Ausbildung von „Wollsäcken“.
Damit bezeichnet man das charakteristische, kissenartige Erscheinungsbild der Steinblöcke. Sie sind das Ergebnis chemischer Verwitterung unter heiß-feuchten tropischen Klima-Verhältnissen, wie sie vor den Eiszeiten geherrscht haben. Über Klüfte kommen Wasser und gelöste Stoffe ins Gesteinsinnere und beginnen dieses langsam zu zersetzen. Das verwitterte, sandige Feinmaterial (Grus) wird abgetragen und die bereits im Untergrund gerundeten Blöcke werden freigelegt. Als Restlinge ragen sie aus dem Boden. Berühmt wurden jene Blöcke, die der Zahn der Zeit so abgerundet hat, dass sie nur an einer kleinen Stelle am Felsuntergrund aufliegen – wie die Wackelsteine. Imposantes Beispiel ist der Schwammerling, s Wahrzeichen des Naturparks Mühlviertel.
Mehr zur Geologie im Naturpark finden Sie am Steinlehrpfad in Rechberg.
Quellen: (Broschüre „Rechberger Steinlehrpfad“, 1994)